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14.07.2020

Mikro- und Nanoplastik im Trinkwasser – Gefährliche Winzlinge?

Was ist Mikro- und Nanoplastik?
Mikro- und Nanoplastik in der Umwelt – die Fakten!
Wie gelangt Mikro- oder Nanoplastik ins Leitungswasser?
Wie gefährlich ist Mikroplastik im Leitungswasser?
Welches Wasser soll ich trinken?
Reale Gefahren im Leitungswasser durch Mikroplastik!
Wie kann man Mikroplastik aus dem Trinkwasser entfernen und reduzieren?

Mikroplastik ist allgemein bekannt eine enorme Umweltbelastung. Es ist überall: in der Luft, im Boden und im Wasser – und gelangt stets in unsere Nahrungskette. Doch was verbirgt sich im Detail dahinter?

Der Mensch und die Natur sind im Grunde zwei inkompatible Parameter. Die Natur gibt über Kreislaufsysteme immer alles zurück, was wir Menschen verbreiten und eintragen. Geben wir Treibhausgase in die Luft, erwärmt sich das Klima und lässt Wasser schneller verdunsten und Böden austrocknen. Kippen wir Abfall und Plastikmüll ins Meer verschmutzen die Meere. Dort kann das Mikroplastik von Fischen aufgenommen werden, die dann irgendwann wieder auf unseren Tellern landen.

Was ist Mikro- und Nanoplastik?

Es existieren zwei Hauptgruppen von Mikroplastik. Zum einen primäre und zum anderen sekundäre Partikel. Dabei handelt es sich um feste, wasserunlösliche Kunststoffpartikel, die fünf Millimeter oder kleiner sind – laut Definition des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Die meisten dieser Plastikpartikel sind so winzig, dass Menschen sie mit bloßem Auge nicht sehen und nicht fühlen können.

Primäres Mikroplastik wird von Herstellern bewusst in Produkte hinzugefügt, wie z.B. in Peelings. Bei sekundärem Mikroplastik handelt es sich um Partikel, die beim Zerfall von Plastikverpackungen entstehen.
Allerdings lassen sich Kunststoffe auch in flüssiger und löslicher Form als Polymere, die Hersteller etwa in z.B. Kosmetika verwenden, in der Umwelt nachweisen. Diese Stoffe sind besonders problematisch, da diese nur schwer abbaubar sind.

Mikro- und Nanoplastik in der Umwelt – die Fakten!

Das meiste Mikroplastik, das in die Umwelt gelangt entsteht beim Zerfall von Plastik, das sich mit der Zeit in immer kleinere Teile zersetzt. Verantwortlich für die Umweltbelastung ist alles was aus Plastik besteht: PET-Flaschen, Plastiktüten und –verpackungen oder Autoreifen. Diese gelten nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahr 2018 sogar als hauptverantwortlich dafür, dass Mikroplastik in die Umwelt gelangt.

Wir haben für Sie die Fakten gesammelt:

  • 83 Prozent von weltweit gezogenen Wasserproben von Leitungswasser waren mit Mikroplastikpartikeln belastet. Die Kunststoffpartikel sind zudem weltweit in abgefülltem Trinkwasser nachweisbar.
  • 5 Gramm Mikroplastik nimmt der Mensch laut einer aktuellen Studie der australischen University of Newscastle im Auftrag des World Wide Fund for Nature (WWF) pro Woche auf. Das entspricht ungefähr dem Gewicht einer Kreditkarte.
  • 3,2 Millionen Tonnen Mikroplastik gelangen laut Weltnaturschutzunion (IUCN) jedes Jahr in die Umwelt.
  • 46.900 Tonnen lösliche Polymere gelangen laut der Studie des Fraunhofer Instituts in die Umwelt
  • 37,6 Kilogramm Plastikmüll verursacht jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr laut Statista.
  • 15,6 Prozent der in Deutschland anfallenden Kunststoffabfälle wurden laut dem Plastikatlas von Nabu und Heinrich-Böll-Stiftung 2017 recycled.
  • Bis zu 16 winzigste Teilchen aus Kunststoff stecken in jedem Kubikmeter Luft, so das Fazit einer dänischen Studie
Wie gelangt Mikro- oder Nanoplastik ins Leitungswasser?

Der Eintrag von Mikroplastik in unser Trinkwasser kann vielfältig sein. Möglich ist, dass die Plastikpartikel über die Atmosphäre ins Wasser gelangen. Beispielweise bei unvollständiger Verbrennung von Plastikabfällen oder über Entlüftungssysteme können Kunststoffpartikel in die Luft und somit über den natürlichen Wasserkreislauf in Flächen- und Grundwasser (Rohwasserquellen) gelangen. Hauptverantwortlich für die Anreicherung von Kunststoffpartikeln in höheren Konzentrationen könnten allerdings die Werkstoffe mit denen Trinkwasser in Kontakt kommt sein. Ergo die Wasserleitungen aus Kunststoffen, sog. Mehrstoffverbundrohre.

Wie gefährlich ist Mikroplastik im Leitungswasser?

Die Auswirkungen von Mikroplastik im Leitungswasser auf den menschlichen Organismus können nach dem aktuellen Forschungsstand noch nicht genau beziffert werden. Besorgniserregend sind jedoch die bisherigen Erkenntnisse aus dem Bereich der Meeres- und Umweltforschung. Nach den Studien vieler Forschungseinrichtungen nehmen Meeresbewohner das Mikroplastik sowohl über die Nahrung als auch durch Filtration des Meereswassers auf. Teile des Mikroplastiks können sich im Gewebe ablagern. Die Folgen sind neben physiologischen Störungen unter anderem vermehrte Tumorbildung sowie eine deutlich erhöhte Sterberate bei Meerestieren. Die Forscher gehen beim Menschen davon aus, dass Mikroplastik die Biofilmbildung bei menschlichen Organen (Wachstum von Mikroben, Viren und Bakterien) sowie Entzündungsreaktionen und Stoffwechselstörungen begünstigt.

Welches Wasser soll ich trinken?

Auch wenn die Auswirkungen auf den Menschen noch unbestätigt sind, steht fest, dass Mikroplastik negative Auswirkungen auf die Wasserqualität haben kann. Was also sollten wir Verbraucher aus diesen Erkennntnissen lernen und schlussfolgern? Ist der Umstieg auf Flaschenwasser die Lösung? Nein, denn auch im Flaschenwasser lassen sich Mikroplastikpartikel nachweisen.
Grundsätzlich unterliegt Deutschlands Trinkwasser strengeren und häufigeren Kontrollen als Mineral- oder Tafelwasser aus Flaschen. 

Reale Gefahren im Leitungswasser durch Mikroplastik!

Da Mikroplastikpartikel nach jetzigen Forschungen und Studien keine bedeutende Gefahr für die Gesundheit des Menschen darstellt, sollte uns Verbrauchern trotzdem bewusst sein, dass jegliche Art von Kunststoffen im Wasser das Wachstum von Mikroorganismen und Bakterien in Wasserleitungen begünstigen kann und sich Umweltgifte an Kunststoffpartikel anlagern können.

Tatsächlich wird Leitungswasser in aller Regel erst nach der Einspeisung in Gebäude und dessen Wasserleitungen mit Mikroplastik verunreinigt und belastet. Die Verantwortung dafür, liegt bei jedem Gebäudebetreiber selbst. In Immobilien können vor allem veraltete, nicht ausreichend gewartete oder fabrikneue Kunststoffleitungen ein Problem darstellen. Durch sie können beispielsweise Mikroplastikpartikel und hormonaktive Substanzen ins Trinkwasser gelangen. Bakterien- und Keimwachstum, etwa Legionellen, kann begünstigt werden. Gesundheitliche Beschwerden werden häufig nicht erkannt und mit Mikroplastikbelastung des Leitungswassers in Verbindung gebracht.

Wie kann man Mikroplastik aus dem Trinkwasser entfernen und reduzieren?

Da ein Großteil der Mikroplastikpartikel im Trinkwasser durch Kunststoffleitungen eingetragen wird, sollte beim Bau oder Modernisierung einer Trinkwasserinstallation darauf geachtet werden, geeignete metallische Werkstoffe, wie z.B. Edelstahlleitungen, zu verwenden. Zudem können modernste Wasserreinigungsverfahren mittels Adsorptionstechnologie zur Reduktion und Entfernung der Mikroplastikkonzentration an den Entnahmestellen im Haushalt beitragen.

Mehr zu Mikroplastik und den damit verbundenen Gefahren und Risiken erfahren Sie in ÖKO-TEST September 2019.