03 Mär
Aktuelle Zahlen: Den aktuellsten Veröffentlichungen vom 29. Oktober 2020 des Robert Koch Instituts (RKI), wurden bis zur 43. Woche 2020 in Deutschland 1.125 Fälle der Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie, Lungenentzündung) bestätigt. Die meisten Fälle traten im privaten und beruflichen Umfeld und nur etwa 5% in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auf.
Geschichtlicher Hintergrund: Die im Jahre 1976 entdeckte Erkrankung, die durch die Aufnahme von belasteten Aerosolen in die Lunge hervorgerufen wird, ist seit Januar 2001 in der Bundesrepublik Deutschland meldepflichtig. Nicht zuletzt auf Grund der Änderung der Trinkwasserverordnung im November 2011 und der Novellierung 2018, bei der die Untersuchung von Großanlagen zur Trinkwassererwärmung auf Legionellen auch für Betreiber, Unternehmer und sonstige Inhaber zur gesetzlichen Pflicht wurde, rückte die Legionärskrankheit erneut ins Rampenlicht.
Youtube: Medical Detectives - Tödliche Bakterien
Notwendigkeit von Trinkwasseruntersuchungen: Es steht die Frage im Raum, ob dieser Untersuchungsaufwand im realistischen Verhältnis zur Gefährlichkeit der Erkrankung steht? Trotz der Meldepflicht geht das RKI von einer erheblichen Untererfassung der Legionärskrankheit aus. Schätzungen des Kompetenznetzwerkes für ambulant erworbene Pneumonien (CAPNETZ) besagen, dass fast 4% der ambulant erworbenen Pneumonien (800.000 Fälle von Lungenentzündungen im Jahr 2019) in Deutschland durch Legionellen verursacht werden.
Das bedeutet, dass ca. 32.000 Legionellen-Pneumonien jährlich entstehen, während nur ca. 1.200 davon erkannt und gemeldet werden. Schlussfolgernd kommt es in Deutschland bei einer Sterberate von ca. 10% aller Infizierten zu ca. 3.200 Todesfällen pro Jahr.
Erhöhte Gefahr durch Legionellen nach Corona-Lockdown: Das Robert Koch-Institut warnt vor erhöhten Legionellenbelastungen in Warmwasserinstallationen von Schulen, Kitas, Hotels, Schwimmbädern und Sportanlagen, aber auch in Teilen von Krankenhäusern und Pflegeheimen. Bedingt durch die mehrwöchigen Schließungen der Einrichtungen und Absenkung der Warmwassertemperaturen infolge der Corona-Pandemie kann das Wachstum der Bakterien begünstigt werden. Legionellen können sich bei optimalen Nährstoffbedingungen in Wasserleitungen alle 20 Minuten verdoppeln. Nach einem Tag Stillstand kann das über 100.000 KbE (KbE = koloniebildende Einheiten) bedeuten. Der technische Maßnahmenwert (Grenzwert nach TrinkwV), der durch eine Trinkwasseranalyse bestätigt werden muss, liegt bei 100 KbE/100 ml Wasser.
Legionellen finden zudem ideale Lebensbedingungen bei Temperaturen zwischen 25°C und 45°C vor. Sie vermehren sich bevorzugt in Amöben und dort, wo sich das Wasser nur sehr langsam oder gar nicht bewegt. Im Biofilm der Wasserleitungen finden die Bakterien dauerhaft ideale Nist- und Nährstoffbedingungen, selbst wenn das Leitungswasser fließt.
Infektionsquellen: Die Hauptverursacher der Krankheiten können Anlagenteile, die eine Aerosolbildung bzw. Wasservernebelung hervorrufen sein z.B. Duschbrausen, Wasserspararmaturen, Toilettenspülungen, Whirlpools, Luftbefeuchter, Klimaanlagen uvm. Aus diesem Grund ist gerade bei Neuinstallationen und bei Sanierungsmaßnahmen im Bestand auf eine fachgerechte Installation (z.B. DIN, DVGW, VDI, VDE) zu achten. Eine Ursache für die exponentielle Vermehrung von Keimen kann in dem gelieferten Trinkwasser, nämlich bioverfügbare Nährstoffe z.B. Amöben, enthalten sein.
Unser Tipp: Lassen Sie Ihre Trinkwasserinstallation und Ihr Trinkwasser untersuchen und auf technische Mängel prüfen und schützen Sie Ihre Trinkwasserinstallation vor möglichen Gefährdungen.